LSCaktuell: Chris Stark, wie ist die Stimmung in der Mannschaft vor diesem entscheidenden Spiel gegen Krefeld?
Wir sind freudig entspannt, so würde ich es ausdrücken. Es ist klasse, dass wir am Ende der Saison ein solches Highlightspiel haben und gehen sehr gut vorbereitet ins Spiel, aber auch relaxed. Wir sind sehr zufrieden mit der Saison und unsere Ziele sind übertroffen, am Samstag werfen wir aber noch mal alles rein, was wir im Tank haben körperlich und emotional. Dabei soll es ein tolles Handballspiel werden, in dem sich niemand verletzt.
LSCaktuell: Was erwartest Du spielerisch von Krefeld, und wie wollen Sie dem begegnen?
Krefeld hat Platz 1 zu Recht geholt, sie haben jahrelang auf diesen Mai hingearbeitet, dieses Jahr soll der Aufstieg klappen, man hat nahezu alle Positionen dreifach besetzt, holte im Winter beispielsweise Rose von Zweitligist Essen und ist in dieser Hinsicht in unserer Staffel outstanding. Der Kader ist zweitligareif und erfahren. Funfact im Tor, da sind die zwei Keeper Bartmann und Juzbasic zusammen 74 Jahre alt. Wir sind insgesamt 63. Unsere drei Keeper wohlgemerkt. Krefeld wird es als letztes Game vor der Relegation maximal fokussiert angehen. In unserer derzeitigen Besetzung sind wir klarer Außenseiter, aber wir werden unsere Chancen suchen.
LSCaktuell: Hast Du im Training in dieser Woche gezielt etwas verändert?
Nein, wir haben bereits seit geraumer Zeit als Hauptthema den Punkt Belastungssteuerung, arbeiten überwiegend taktisch sowohl für Angriff als auch Abwehr. So war es auch diese Woche. Leider haben wir frische Ausfälle und mussten kurzfristig für Samstag ein wenig umplanen.
LSCaktuell: Gibt es eine besondere Ansprache, die du vor dem Spiel halten wirst?
Jeder weiß, dass nach dem Spiel einige Spieler ihre Handballschuhe an den Nagel hängen werden bzw. in den Stand By - Modus wechseln oder zu einem anderen Club gehen. Das werden wir natürlich in der Kabine im Hinblick auf das Spiel einfließen lassen, uns aber vor allem darauf konzentrieren, dass jeder so gut vorbereitet ist, dass er seine Aufgabe gut erfüllen kann.
LSCaktuell: Was würdest Du als das beste Saisonspiel mit dem LSC bezeichnen?
Puh, ich finde wir haben viele gute Spiele gemacht. Wir haben, obwohl wir viele neue Protagonisten in unseren Reihen haben und obwohl wir viel Verletzungspech hatten, schnell gefunden und gute Resultate eingefahren. Sicherlich bleiben die beiden Gelnhausen-Spiele besonders in Erinnerung, da haben wir super gespielt und aufgetrumpft, aber es gab auch andere Spiele wie in Hanau, wo ich uns richtig gut fand.
LSCaktuell: Was waren die Tiefschläge in der Saison?
Jeder Verletzung ist ein Tiefschlag und obwohl es zu unserem Sport dazugehört, eine erneute schlechte Nachricht. Zuletzt hat uns Dustin Verletzung sehr berührt, dem wir nur zu gerne einen Abschied auf dem Feld ermöglicht hätten, er war in toller Form. Neben den weiteren Verletzung natürlich das Drama um Kieran im Herbst nach diesem Horror-Crash, das waren bange Tage und da geriet der Sport zunächst in den Hintergrund. Sportlich haben wir zu Hause zwei Mal federn lassen gegen Leutershausen und Kirchzell, danach schliefen wir alle schlecht. Dass wir aber mit dieser verjüngten Truppe auch mal Spiele verlieren, war ja auch klar. Da sollte man realistisch sein. Aber: wir haben mit der erbeuteten Punktzahl das zweitbeste Ergebnis der jetzt schon 10 Jahre andauernden LSC-Drittliga-Geschichte geschafft. Ich finde, das ist eine super Geschichte.
LSCaktuell: Mehrere Spieler verabschieden sich nach dieser Saison – was geht Ihnen dabei durch den Kopf?
In jeder Saison setzt man sich vor der Spielzeit gemeinsam hin und fängt an, eine gewisse Wagenburgmentalität aufzubauen, Ziele zu erarbeiten etc. Viele Interessen kommen zusammen, man zieht an einem Strang und eifert Punkten nach und einem guten Vibe in der Mannschaft. Jeder Einzelne hat in dieser Mannschaft auch diese Saison dazu beigetragen, dass es eine Hammer-Saison war, auf und neben dem Spielfeld. Ich weiß sehr zu schätzen, wie sich die Jungs diese Saison eingebracht haben, auch wenn man verletzt war oder nicht gerade Starting-7 ist. Insofern empfinde ich hin erster Linie Dankbarkeit für die Leistungen und die Einsatzbereitschaft der Jungs. Dass ich mit vielen Spielern schon sehr viel Zeit hier beim LSC verbracht habe, bringt zusätzliche Emotionalität in die Sache. Es gehen nicht nur Bilder der letzten Woche und Monate, sondern der letzten Jahre durch den Kopf.
LSCaktuell: Christopher Wolf war viele Jahre Teil der Ersten Mannschaft. Wie würden Sie seinen Beitrag zur Mannschaft und zum Verein beschreiben?
Sportlich muss man sagen, dass alleine die Länge dieser Geschichte unfassbar ist. Mit 16 zum ersten Mal mittrainiert. Und nun mit 32 der Abschluss, immer noch auf Top-Niveau in der dritten Liga. Keine Frage, der LSC-Erfolg und auch mein persönlicher in den letzten Jahren ist mit Roy verbunden und wird es auch immer bleiben. Es wird viel im Sport über Charakterstärke gesprochen. Hier ist jemand, von dem sich jeder junge Sportler etwas abschauen kann, er war bei uns als Leitfigur über viele Jahre ein Symbol für Einsatzbereitschaft und Wille, Loyalität und er hatte auch stets Bock auf diese Gemeinschaft, sowohl auf als auch neben dem Platz, er ist zweifelsohne eins der Gesichter des Clubs. Er kann wahrhaftig stolz sein auf das Geleistete, er hat sich ein Denkmal gesetzt und er kann sein Leben lang auf diese geile Zeit als aktiver Spieler zurückblicken. Vom sportlichen abgesehen begleitet man sich ja auch gegenseitig als Mensch über all die Jahre, schreibt eine gemeinsame Geschichte nach der Anderen, es ist kein Geheimnis, dass wir gute Freunde sind, dies hat einen sehr hohen Stellenwert bei mir und da empfinde ich Dankbarkeit. Davon abgesehen ist er ja auch für den LSC nicht aus der Welt, wir binden ihn ein rund um das Team, doch das ist Zukunftsthema. Jetzt geht es erstmal um Samstag und einen geilen Abschluss für ihn und die anderen.
LSCaktuell: Auch Spieler wie Dustin, Elvan, Joscha, Benni Lincks, Finn und Kieran haben teilweise lange das Trikot des LSC getragen. Was zeichnete diese Spieler – sportlich wie menschlich – besonders aus?
Kieran, Benjamin Lincks und Finn sind beide noch längst nicht in dem Alter, wo man mit dem Handball aufhören muss. Leider sagt der Körper bzw. die Lebensplanung nein und das muss man akzeptieren. Auch diese drei werden nicht aus der Welt sein, es sind tolle Jungs die wir weiterhin gerne bei uns wissen. Genau wie Elvan, er wird nach den vielen Verletzungen mit neuer Kontinuität auf allen Ebenen gestärkt aus der Situation herauskommen, er hat diesen Weg gewählt den wir zu 100% unterstützen und unsere Tür steht immer offen. Dustin habe ich ja bereits angedeutet: schade, dass er nicht auf dem Feld good-bye sagen kann. Er war zudem als Stand-By-Spieler eingeplant, das wird nicht funktionieren mit dieser schweren Verletzung. Seine OP am Dienstag ist gut verlaufen, das freut uns. Ebenso finde ich klasse, dass er dem Handballsport und unserem Club in seiner Tätigkeit für den Kinderhandball und den Leistungsjugendhandball erhalten bleibt und ich freue mich, das Thema Handball Köln mit ihm und vielen Jahren in den nächsten Jahren anzuschieben. Joscha hat in den drei Jahren beim LSC gezeigt, was für ein toller Typ er ist. Er warf in jedem Training alles rein, egal wo wir ihn einsetzten, er gab und gibt immer sein Bestes, auf und neben dem Spielfeld. Ein kölscher Jung mit dem Hatz am richtigen Fleck, der zum LSC passte wie die Faust aufs Auge.
LSCaktuell: Wie schwer ist es, solche Persönlichkeiten zu ersetzen – auf und neben dem Feld?
Ja klar hinterlässt jeder Spieler, der uns verlässt, eine Lücke, die es adäquat zu füllen gilt. Daran können wiederum die jungen Spieler wachsen. Die Entwicklungen kommen ja nicht von heute auf morgen, einige Spieler konnten auf dem Spielfeld einen Großteil der Saison ja bereits nicht miterleben und einen Fußabdruck auf dem Platz hinterlassen. Aber gerade neben dem Feld Verantwortung zu übernehmen, gehört ja auch dazu. Spieler wie Benni, Lukas oder Malte wird als Ältesten-Rat dann hier eine zentrale Bedeutung zukommen. Neue Herausforderung, der wir uns ab Sommer stellen. Jetzt freuen wir uns aber erst mal auf den Samstag.
LSCaktuell: Wird es vor oder nach dem Spiel eine besondere Verabschiedung geben?
Wir fokussieren uns vor dem Spiel auf das Match. Nach dem Spiel wird es sicherlich Verabschiedungen geben. Zudem freuen wir uns auf das Abschiedsspiel am 28. Juni. Aber dieser Abend ist ein Besonderer und wir freuen uns über alle, die nach dem Spiel noch etwas mit uns an der Halle feiern, egal wie das Spiel ausgeht.